Anspruch und Wirklichkeit: (1982 bis 1987)
Mit nur 17 Aktiven, die im Besitz eines ordnungsgemäßen Spielerpasses waren, begannen wir also die Saison 1982/8 in der untersten Liga des VFF, der C-Klasse, Staffel 6. Und es begann nicht schlecht, nach 8 Spieltagen standen wir an der Spitze und konnten diese auch bis zur Weihnachtspause behaupten. Auch erhielten wir Zulauf von neuen Spielern und stockten unsern Kader bis Jahresende auf 22 auf. Dann allerdings gab es einige Rückschläge, auch am "grünen Tisch": So wurde unser Sieg gegen "Zaferspor" vom Sportgericht in eine Niederlage umgewandelt, weil der Gegner den Spielbericht nicht abgab (was uns als Platzverein angelastet wurde). Noch ärger ging es gegen "Akzayspor" zu: Nach einer Reihe von Tätlichkeiten der Gegner, die allesamt vom Schiedsrichter (er wurde von A. gestellt) ungeahndet blieben, verließen wir unter Protest den Platz. Da der Bericht des Schiris natürlich nichts von den Tätlichkeiten erwähnte, wurde auch dieses Spiel gegen uns gewertet. Außerdem hatten wir eine Geldstrafe von 100 DM zu bezahlen und Bernd Bucher wurde zudem (gemeinsam mit einem gegnerischen Spieler) für 6 Wochen gesperrt, aber das war bei Bernd nicht ungewöhnlich. Auch die Probleme in Spielen gegen ausländische Teams waren seinerzeit leider nicht ungewöhnlich.
So fielen wir auf Platz 4 der Tabelle zurück, wo wir bis zum letzten Spieltag blieben. Es fehlten uns aber nur 2 Punkte auf den Aufstiegsrang 3 - und wir hatten noch ein Nachholspiel gegen Germania 1900 zu bestreiten. Da diese netterweise nicht antraten, stiegen wir dank unseres guten Torverhältnisses also doch noch auf! Daran hatte unser "Hinki" übrigens mit 22 Toren den größten Anteil!
1983 feierten wir auch unser 10jähriges Vereinsbestehen! Aus diesem Grund lud uns Wolfgang Schulz in sein Ferienhaus (eine umgebaute alte Mühle) in Treffelstein (Oberpfalz) ein. Vom 3. bis 5. Juni fuhren wir mit 10 Spielern nach Bayern. Mit einer Torwartleihgabe des Gastgebers bestritten wir ein Freundschaftsspiel gegen den FC Treffelstein, das wir allerdings deutlich verloren (s. Foto von 1983 auf unserer Website). Trotzdem war dies eine gelungene Fahrt, zumal es nicht an Bier und deftiger Kost mangelte. Da wollte sich auch das Gesamtdeutsche Ministerium nicht lumpen lassen und bezuschusste diesen historischen Sportaustausch von Berlin und Wessiland mit stolzen 210 DM!
Die Saison 1983/84 spielten wir gemeinsam mit 14 weiteren Teams in der B-Klasse, Staffel 3. Der Spielbetrieb des VFF war seinerzeit wie folgt gegliedert: Es gab eine Stadtliga mit 14 Mannschaften, darunter die Oberliga mit 28 Teams in 2 Staffeln, es folgte die A-Klasse mit 55 Mannschaften in 4 Staffeln, danach die B-Klasse mit 57 Teams in 4 Staffeln, und ganz unten die C-Klasse mit 78 Mannschaften in 6 Staffeln. Insgesamt also die stolze Zahl von 232 Mannschaften!
Unser damaliger Kader bestand aus folgenden Spielern: Klaus Betz, Konrad Betz, Paul Brinkmann, Bernd Bucher, Martin Drescher, Werner Düing, Klaus Eisermann, Robert Gerst, Wolfgang Hansmeier, Thomas Helgert, Klaus Hinkelmann, Jürgen Holz, Martin Kampling, Andreas Kloke, Joachim Löwenstein, Bernd Meyer, Manfred Mittelbach, Michael Nahler, Andreas Radtke, Werner Rudolph, Wolfgang Schulz, Ottmar Tretter, Hans Tyrach, Sven Volkmann, Ulrich Wiethoff und Franz Winter. Wir hielten uns die gesamte Saison über auf einem gesicherten, aber langweiligen Mittelfeldplatz und beendeten die Saison auf Platz 8.
Einen Höhepunkt gab es aber noch: den Gegenbesuch des SV Treffelstein in Berlin Ende Juni 1983. Dabei gelang uns die Revanche, wir siegten mit 7:4! Anschließend gab es zur großen Freude unserer bayrischen Gäste ein üppiges Eisbein- (16 DM) und Schweinshaxen- (18,50 DM) Gelage im Gasthaus "Hardtke", welches seinerzeit noch eine Filiale an der Hubertusalle, gleich neben den Fußballplätzen, betrieb. Dieser Platz war übrigens neben dem Volkspark ab der Blissestraße über viele Jahre so etwas wie unser Heimplatz.
Die Saison 1984/85 verlief ähnlich unspektakulär wie die vorherige, wieder in den B-Klasse, dieses Mal in Staffel 1 mit insgesamt 14 Mannschaften. Nach furiosem Start fielen wir ins Mittelfeld zurück, wo wir bis Saisonende blieben, ohne jemals in Abstiegsgefahr zu geraten. Und zu Pfingsten 1985 reisten wir zwar nicht nach Pankow (die Mauer ...), aber wieder nach Treffelstein, wo es nach einer Niederlage und einem Sieg ein schiedlich-friedliches Remis gab (s. Foto von 1985). Den geselligen Abend nach dem Spiel krönte Steffen Ruhl mit seinem Versuch, sich am Lampenschirm durch die Mühle zu schwingen, was Wolfgangs Frau "Petchen" schier zur Verzweiflung brachte. Für zwei Spieler (Bernd Bucher und Thomas Baumgarten) endete die Anreise übrigens im Acker. Sie hatten in der Dunkelheit den Weg verfehlt und kamen lehmverschmiert in der Mühle an - zur großen Freude von Petchen .... Auch für diese Reise ließ das Ministerium (damaliger Minister war Heinrich Windelen von der CDU) wieder einen Zuschuß von 210 DM springen.
Die Saison 1985/86 stand unter keinem günstigen Stern, denn wir waren durch die Abgänge einiger guter Spieler wie Manfred Mittelbach oder Wolfgang Hansmeier sowie unseres Torwarts Sven Volkmann nicht unbedingt stärker geworden. Und nicht jünger! Die meisten von uns waren schon seit Jahren im AH-Alter und der Zugang von jüngeren und spielstarken Spielern ließ zu wünschen übrig. Vielleicht hätten wir uns durch intensives Training verbessert, doch unser Antrag auf einen Trainingsplatz wurde vom Bezirksamt wiederholt mit Verweis auf die nicht ausreichenden Sportplätze in Wilmersdorf abgelehnt. Immerhin erschienen ab dieser Saison 1885/86 die Ergebnisse der Freizeitliga regelmäßig in der "FuWo", die Bedeutung des VFF-Freizeitfußballs ließ sich einfach nicht mehr ignorieren. Und wir bekamen Post: aus Ägypten schreib uns ein Hamed Soliman Nafa zwei Luftpostbriefe, in denen er von seiner Zeit bei Knallrot schwärmte und über den Fortgang seiner Genesung berichtete. Offenbar hatte es sich bei einem Spiel schwer verletzt. Was mag aus ihm wohl geworden sein?
Ein Aufreger, der sich über Monate hinzog, war Klaus Hinkelmann zu verdanken, der im Spiel gegen Trabant vom Platz gestellt wurde - aus unserer Sicht zu Unrecht -, was die Mannschaft zum Anlaß nahm, das Spielfeld zu verlassen. Das Sportgericht fällte ein drastisches Urteil: Wertung des Spiels für Trabant, 200 DM Geldstrafe sowie 35 DM Gebühren für Knallrot und 5 Monate Sperre für Hinki. Die Begründung liest sich abenteuerlich, hier ein Auszug in Originalversion:
"Der Og. Spieler hat sich einiger Unsportlichkeiten schuldig gemacht. Der Verein K.-R.-Wilmersdorf - vertreten durch seine Spieler - hat sich nach der Hinausstellung des Spielers Hinkelmann in übelster Weise dem SR. gegenüber verhalten. Durchweg wurde der SR. beschimpft beleidigt und bedroht. Die mildesten Ausdrücke beliefen sich auf Arschloch Penner, wir hauen dir in die Schnauze, und der berüchtigte Ausdruck, der mit V beginnt..."
Das sollen wir gewesen sein? Nie und nimmer! Der Schiri hieß übrigens Schaffrath. Der Fall zog einen Rattenschwanz an Briefen zwischen den Beteiligten nach sich, doch es blieb bei den Strafen. Und es folgte ein weiterer am grünen Tisch aberkannter Sieg, weil wir Hinki zwei Tage nach der Verhandlung noch einmal eingesetzt haben, da wir bis zu diesem Zeitpunkt noch keine Kenntnis vom Urteil hatten (wir hatten uns für den Termin entschuldigt und das schriftliche Urteil kam erst später per Post). Und unser Strafgeld erhöhte sich nochmals um 75 DM. Die Saison 1985/86 beendeten wir pleite und auf Platz 7 (von 13) der Tabelle.
Die Saison 1986/87 brachte eine wesentliche Änderung im VFF-Spielbetriebs: die unselige Praxis der "Doppelspieler", also Möglichkeit, Spieler des BFV (der damals noch VBB hieß) auch im FVV einzusetzen, lief endgültig aus. In den Jahren zuvor waren wir, die wir nicht über BFV-Cracks verfügten, ständig gegenüber den Teams im Nachteil gewesen, die etliche Spieler einsetzten, die ansonsten in Amateurmannschaften aktiv waren. Gerüchten zufolge handelten diese nicht aus Freude am Spiel, sondern weil einige Freizeitvereine in der Lage waren, üppige Prämien zu zahlen. Aber wir waren ja ohnehin pleite. Kein Wunder, daß da die Aussicht, einige Tausender für den Verein einzunehmen, große Freude bei unserem Kassenwart Bernd Maier auslöste. Ein Werbeverlag bot uns diese Prämie an, wenn wir Firmen benennen könnten, die Werbung auf unseren Spielplakaten schalten würden, die wir gratis bekämen und auf unserem Sportgelände platzieren müßten. Das Ganze scheiterte aber leider am Veto des Sportamts Wilmersdorf. Fast ebenso erfolglos war der Verband mit seinem Versuch, über die Herausgabe einer eigenen Zeitung üppige Werbegelder einzunehmen. Die Inserenten blieben aus, das Blättchen ("Flinke Füsse") wurde nach wenigen Ausgaben eingestellt. Aber der VFF war ohnehin dank seiner vielen Mitgliedsverbände stinkreich. Unsere Jahresgebühr betrug 500 DM und mehr. Bei 20 DM Vereinsbeitrag im Jahr und 2 DM "Waschgeld" pro Spiel blieb uns nicht viel übrig für Trikots oder gar eine üppig bezuschusste Weihnachtsfeier ...
Sportlich stand uns das vierte Jahr in der B-Klasse bevor, nun in Staffel 2, mit weiteren 13 Teams. Der Verein hatte 28 Mitglieder, davon aber einige passive. Der Verlauf dieser Saison ist nicht überliefert, aber er muß schrecklich gewesen sein. Und so fand dann 14. Dezember 1986 in einer Kneipe gegenüber vom Klinikum Westend eine sehr turbulente Weihnachtsfeier statt. Diese gipfelte im Antrag von Jolo Löwenstein, den Verein aufzulösen. Der Antrag wurde natürlich mit großer Mehrheit abgeschmettert. Stattdessen beschlossen wir, die Saison mit Anstand zu Ende zu spielen und für die nächste mit 2 Mannschaften anzutreten: einer "Ersten" und einer AH-Elf. Also warben wir fleißig um neuen Spieler in beiden Altersklassen, was für die AH nicht schwer fiel, doch die Erste mußte fast komplett neu rekrutiert werden. Aber das Experiment gelang! Zu verdanken war dies unserem "Berufsjugendlichen" Bernd Bucher und Thomas Baumgarten, die gemeinsam tatsächlich eine neue Truppe aufbauten.
Und so startete Knallrot Wilmersdorf in die Saison in die Saison 1987/88 mit 44 Aktiven in 2 Mannschaften!