Jugend marschiert, Alter stagniert...(94 bis 99)
Die Wege beider knallroten Mannschaften liefen zu dieser Zeit weitgehend getrennt, in den überlieferten Unterlagen sind Dokumente der Ersten daher auch kaum vorhanden. Immerhin zur Weihnachtsfeier kam dann aber der gesamte Verein zusammen. Und zum Fußball-Quiz natürlich. So lautete bei der (friedlichen!) Weihnachtsfeier 1994 die erste Frage: Welcher deutsche Torwart kassierte in nur 2 WM-Spielen 14 Gegentore?" - na, wer weiß es?
Zu Pfingsten 1994 stand für die AH der Gegenbesuch bei den Sportfreunden List auf Sylt an, begleitet von einigen Gattinnen und Freundinnen. Das Wetter war schön, die Insel ebenso, sportlich lief es jedoch weniger erfreulich. Wir waren in eine Vorrundengruppe mit zwei Teams aus List gesetzt worden (eine öffentliche Auslosung hatte es nicht gegeben!), die im letzten Gruppenspiel 1:1 spielen mußten, um uns aus dem Turnier zu kegeln. Das Spiel endete - wer hätte es gedacht? - mit 1:1. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Abends gab es in einem Bierzelt eine Feier mit allen 6 Teams, bei der jeder seine Vereinshymne singen sollte. Wir intonierten eher lau unser Lied von den knallroten Socken, Turniersieger List schmetterte hingegen "Ich hab Migräne, weil ich mich säääähne", was uns doch sehr verwunderte. Beim anschließenden Pogo zu einer Live-Band erwies sich insbesondere der Präsi als sehr gelenkig ...
Der Kader der AH bestand seinerzeit aus folgenden Spielern: Klaus Betz, Knut Christmann, Dieter Döring, Martin Drescher, Achim Gloth, Rolf Heinrich, Klaus Hinkelmann, Andreas Kloke, Carsten Lilie (der zwecks Spielberechtigung für die AH älter gemacht worden war ....), Joachim Löwenstein, Thomas Manthey, Gerhard Marquardt (wie Carsten über Nacht etwas älter ....) Walter Maier, Bernd Meyer, Manfred Mittelbach (der nach AH-Gründung wieder zum Verein kam), Wolfgang Paschen, Steffen Ruhl, Helmut Schmitt (nein, nicht der ...), Wolfgang Schulz, Sigmund Schuster, Thomas Schwier, Dieter Stegemann, Hans Tyrach, Ulrich Wiethoff, Uwe Witt und Rudi Zell.
Die Erste schaffte 1994 den Aufstieg von der A-Klasse in die dritthöchste Spielklasse, die Stadtliga. Der damalige Kader: Torsten Barabaß, Ingo Bargen, Thomas Baumgarten, Michael Becker, Lorin Bürgel, Ralf Hots, Christian Keller, Stephan Lüder, Jörg Poetschull, Bernd Ramig, Axel Roedel, Frank Schelle, Christian Sopp, Bernd Stadtmüller, Dominik Vischer, Sebastian Wachmann, Martin Ziegele.
Aus der Saison 1994/1995 ist aus Sicht der AH wohl nur der Einzug ins Pokal-Viertelfinale erwähnenswert. Dort war nach dramatischem Spielverlauf (4:4 nach Ende der 90 Min.) gegen das Topteam Rot-Weiß Moabit erst nach Elfmeterschießen mit 7:8 Endstation. In der Meisterschaft hingegen gab es wenig zu erben, im letzten Saisonspiel unterlagen wir Waidmannslust gar mit 1:9.
Die Saison 1995/96 verlief aus knallroter Sicht total widersprüchlich: Während sich die Erste in der Stadtliga als Tabellenzweiter mit 38:10 Punkten und 82:39 Toren durchsetzte und somit als Aufsteiger den Durchmarsch in die (zweithöchste) Landesliga schaffte, erlebte die AH ein Waterloo. Am Ende stand ein 11. Platz mit 10:34 Punkten und 45:92 Toren. Zwar hätte dieser Platz zum Verbleib in der Oldie-Oberliga gereicht, doch waren die alten Herren von den teilweise bitteren Niederlagen derart deprimiert, daß sie sich in einer Umfrage mehrheitlich dafür aussprachen, in der nächsten Saison eine Klasse tiefer in der Oldie-Liga zu spielen. Für diesen freiwilligen Abstieg sprachen sich 8 Aktive aus, 4 stimmten dagegen, 6 enthielten sich.
Von der Saison 1996/97 liegen leider keine Abschlußtabellen vor, wohl aber wieder von der Folgesaison 1997/98: Die Erste landete in der eingleisigen Landesliga (zweithöchste Spielklasse) auf Platz 11 von 13 Teams, die AH in der Oldie-Liga auf Platz Platz 8 von 14 Mannschaften.
Über Pfingsten 1998 stand wieder einmal eine Fahrt nach Treffelstein auf dem Programm, allerdings ohne ein Fußballspiel gegen den Dorfverein. Stattdessen betätigten sich einige auf dem örtlichen Tennisplatz. Und schließlich stand 1988 auch noch das 25jährige Jubiläum des VFF und von Knallrot Wilmersdorf an! Unser Vorschlag, ein Turnier mit VFF-Gründungsvereinen zu organisieren, konnte nicht realisiert werden. Im VFF spielten schon damals mit Knallrot, Borussia Billerbeck und BW Hansa nur noch drei Gründungsvereine, die anderen waren zur Freizeitliga des BFV abgewandert oder waren ganz von der (sportlichen) Bildfläche verschwunden.
So gab es zwei andere Turniere zum Jubiläum: zunächst am 25.4.1998 ein Turnier mit zehn Ü37-Teams , wo wir als 3. unserer Vorrundengruppe ausschieden. Und nach der Sommerpause stieg dann am 15./16.8.1998 ein großes Jubiläumsturnier mit einigen Dutzend Mannschaften aller Altersklassen. Unser Abschneiden ist leider nicht überliefert ...
Bereits am 20.6.1998 war das Saisonfinale mit Pokalendspielen und Ehrungen des Vereins für sein 25jähriges Bestehen und der Verleihung von goldenen Ehrennadeln an Klaus Betz, Uli Wiethoff und Bernd Meyer für 20 Jahre Vorstandstätigkeit. Die FuWo titelte ihren Bericht logischerweise " Viele Ehrungen für Knallrot Wikmersdorf"!
In diesem Jahr fand wohl auch zum ersten Mal unsere Weihnachtsfeier im "Dicken Wirt" statt, wo ja unser AH-Spieler Kula am Tresen stand. Das Programm am 19.12.1998: Bowling am Kaiserdamm, danach Feier im Dicken Wirt, mit Skat-Turnier, wie es seit vielen Jahren üblich war.
In der Abschlußtabelle 1998/99 belegte unsere Erste in der eingleisigen Landesliga (zweithöchste Spielklasse) Platz 6 von 14. Das reichte aber zum Aufstieg in die höchste Spielklasse, in die Verbandsliga! So weit oben war keine Knallrot-Mannschaft in den 26 Jahren seit unserer Gründung 1973 je gekommen!
Während die Jugend marschierte, traten die Alten Herren sportlich auf der Stelle, sie belegten in der Oldie-Liga regelmäßig Plätze in der unteren Tabellenhälfte. So zum Abschluß der Saison 1998/1999 Platz 9 von 14 Teams.
Dafür ging es gerne mal feucht-fröhlich zur Sache. So beim legendären Freundschaftsspiel gegen "Weinrot Reinhardt's", der Kneipentruppe des Edellokals im Nicolaiviertel. Dort war Hinki Stammgast und hatte das Match organisieret. Auf dem Rasenplatz des Stadions Wilmersdorf hatte die AH unter Leitung von Schiris Klaus Betz allerdings wenig Mühe mit den Gästen aus dem Osten und siegte mit 8:2! Auch bei Vergleichen in den Folgejahren siegte West gegen Ost (3:2 und 8:5).
Auch unsere Freundschaftsspiele gegen "Tasmania Bühne und Sport" um den Dokufilmer Harun Farocki hatten Kultcharakter, wenngleich es hierbei eher rustikal zur Sache ging. Ironie am Rande: So traf das einzige verbliebene Knallrot-Gründungsmitglied Klaus Betz und der letzte Mohikaner der "Puppentruppe" aus den Anfangsjahren des Vereins, Harun Farocki, in hohem Alter wieder aufeinander (vgl. Teil 1 der Knallrot-Story).
A propos Alter: Daß die AH nicht mehr recht mithalten konnte, lag natürlich daran, daß die meisten Aktiven stramm auf die 50 zugingen, während andere AH-Teams im Schnitt 20 Jahre jünger waren. Andere Mannschaften wie Akazie, Oldie, RW Spandau oder Schloßgeister hatten ein ähnliches Altersproblem wie wir, die logische Konsequenz war die Gründung einer eigenen Spielklasse. In der "Ü40"-Kleinfeldliga kickten dann ab 2000 Klaus, Uli, Martin, Dirk, Franz, Siggi, Rolf und andere ihrem Karriereende entgegen. Aber davon mehr im nächsten Teil der Knallrot-Story.
Klaus Betz