"Der Fall Rothardt"
Die als "Fall Rothardt" in die Annalen des Vereins eingegangene Episode zog sich über fünf Jahre (1998 bis 2002) hin und endete für uns eher peinlich und ärgerlich. Als ob wir nicht schon genug finanzielle Probleme hätten, mußten wir uns auch noch auf einen Betrüger einlassen! Wie blöd kann man eigentlich sein? Doch der Reihe nach.
Andreas Rothardt tauchte irgendwann Ende der 90er Jahre bei uns in der AH auf, irgendwer hatte ihn angeschleppt. Er war zwar anders drauf als der Rest der Truppe, hatte eine große Klappe und war eher der Goldkettchen-Typ, aber er konnte zweifellos gut Fußballspielen. Als Mittelstürmer war er immer für mehrere Tore gut, und als Torwart hielt er mit tollen Reflexen den Kasten sauber" in sportlicher Hinsicht ein Volltreffer! Daß er eigentlich bei Stahl Brandenburg spielen würde, nahmen wir ihm sogar fast ab, wenngleich leichte Zweifel blieben, zumal er nie in den Aufstellungen in der FuWo auftauchte. Egal, wenn er mitspielte, war er ein Gewinn!
Zu Beginn der Saison 1998/99 waren unsere Trikots recht unansehnlich geworden, da kam Andreas' Angebot, uns einen kompletten Satz für 15 Spieler incl. Beflockung und eine TW-Ausrüstung für nur 410 DM zu besorgen, wie gelegen. Da er nicht soviel Geld habe, bat er um den Betrag in bar. Kein Problem, wir kratzten unsere letzten Groschen zusammen und vertrauten ihm am 19. September 1998 die Summe an.
Bei den folgenden Spielen vertröstete Andreas uns immer wieder damit, daß sein Kontaktmann die Trikots noch nicht habe und wir gaben uns damit eine Weile zufrieden. Das Jahr ging ins Land, Weihnachten kam und ging, die Winterpause verstrich, dann ging es endlich wieder los. Andreas kam zum ersten Spiel - ohne Trikots! Sein Kumpel habe nun die Trikots, sie seien aber teurer als angenommen, er bräuchte noch einmal 190 DM. Was tun? Wir beratschlagten lange hin und her und entschieden uns dafür, uns darauf einzulassen! Damit warfen wir dem schlechten Geld noch gutes hinterher, das schwante uns zwar, aber wir taten es trotzdem ...
Weitere Wochen vergingen ohne neue Trikots, dann verblüffte uns Andreas eines Samstags mit der Aussage, man habe in der Nacht zuvor sein Auto aufgebrochen und den Koffer gestohlen! Wir ließen keinen Zweifel daran, daß wir ihm nicht glaubten, was er wiederum als Beleidigung empfand ...
Zu den folgenden Spielen kam Andreas dann nicht mehr, obwohl er oft zugesagt hatte. Also folgten Telefonanrufe, Faxe, Briefe mit Ultimaten, die Andreas allesamt verstreichen ließ. Schließlich erklärte er sich dazu bereit, uns das gesamte Geld, also 600DM, zurück zu erstatten. Noch vor der Sommerpause behauptete er, das Geld überwiesen zu haben und faxte uns einen unleserlichen Überweisungsbeleg der Berliner Sparkasse, das Geld kam aber nie an. (Später ergab eine Anfrage bei der Berliner Sparkasse, daß ein Andreas Rothardt dort nie ein Konto hatte )
Also entschloß sich der Präsi, seine Rechtschutzversicherung zu nutzen und den befreundeten (nicht verwandten!) Anwalt Wolfgang Betz mit der Sache zu betrauen. Der Anwalt schrieb eine Zahlungsaufforderung mit Frist zum 15. Juli 1999 - keine Reaktion. Also baten wir den Anwalt, einen Mahnbescheid zu beantragen. Mit Datum vom 7. Oktober bekamen wir einen Pfändungsbeschluß von Amtsgericht Nauen (Andreas wohnte in Wustermark). Mit der Beauftragung der Zwangsvollstreckung durch das Amtsgericht Nauen ging das Jahrtausend zur Neige ...
Das Amtsgericht Nauen brauchte vier Monate, um den Eingang des Vollstreckungsauftrags zu bestätigen und einen weiteren, um festzustellen, daß Andreas Rothardt unbekannt verzogen war.
Unser Anwalt brauchte dagegen nur eine Woche, um die neue Anschrift (auch in Wustermark, quasi um die Ecke) zu ermitteln und stellte eine neuen Auftrag an das Amtsgericht. Nach nur 3 Monaten bestätigte das Amtsgericht den Eingang ... Wir schrieben inzwischen den 14. August 2000 ...
Im Juli 2001, nach fast einem Jahr ohne Nachricht vom Gericht, frage unser Anwalt nach den Stand des Verfahrens. Und am 26. Februar 2002 machte sich endlich ein Gerichtsvollzieher auf den Weg. Er kam mit leeren Händen wieder. Laut Protokoll hatte Andreas erklärt, daß das Haus und alle Wertgegenstände laut Gütertrennungsvertrag seiner Frau gehörten, er selbst sei arbeits- und mittellos.
Was nun noch blieb, war, eine eidesstattliche Versicherung von Andreas einzuholen, um einen Rechtstitel gegen ihn zu haben. Dies erledigte der RA beim Amtsgericht. Wir sind also seit Juli 2002 stolze Besitzer eines "Titels" und könnten wieder einen Gerichtsvollzieher losschicken. Wer ist dafür???
P.S.: Immerhin übernahm die Rechtsschutzversicherung die Kosten des Anwalts, des Gerichts und auch des Vollstreckungsbeamten. Die 600 DM ersetzte uns aber niemand, selber schuld!!!
Klaus Betz